Klassenreisen - wie Herkunft Karriere macht

Warum machen immer noch mehr Akademiker*innen-Kinder Abitur als junge Menschen aus nicht-akademischen Familien? Und wie kommt es, dass nur etwa 10 Prozent der Professorinnen und Professoren an deutschen Hochschulen aus Arbeiter*innenfamilien kommen? Warum empfehlen Lehrer*innen häufiger Kindern aus Akademiker*innen-Familien das Gymnasium? In Deutschland ist der Zusammenhang zwischen Herkunft und Berufslaufbahn besonders eng verknüpft. „Das ist nichts für mich“ denken immer noch viel zu viele Menschen, deren Eltern nicht studiert haben. Klassismus – also Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft – wurde lange nicht thematisiert, dabei ist das Thema sehr wirkmächtig.

Dr. Isabell Lisberg-Haag – Erstakademikerin und Diversity-Expertin – spricht mit Menschen, die selbst „Klassenreisende“ sind, mit Personen, die sich dafür einsetzen, dass sich die Mechanismen von Diskriminierung ändern, mit all denjenigen, die wollen, dass wir unsere unbewussten Vorurteile entdecken und reflektieren und mit denen, die sich für Chancengerechtigkeit einsetzen.

Klassenreisen - wie Herkunft Karriere macht

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Britta Lammers ist Lehrerin an einem Oldenburger Gymnasium. Als erste in der Familie, die studiert hat, ist sie besonders sensibel, wenn es um das Thema Bildungserfolg geht. An vielen Beispielen aus dem Schulalltag macht sie deutlich, dass häufig nicht das erworbene Wissen in der Schule, sondern Dinge aus dem Elternhaus bewertet werden. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit gegenüber armutsbetroffenen Familien zeigt sich durch Bemerkungen, die schonmal im Lehrer*innenzimmer fallen. Sie fordert systemische Änderungen und eine Klassismus-sensible Ausbildung.

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Björn Staschen ist Journalist und arbeitet seit vielen Jahren beim NDR. Er hat in seiner Studie „Dafür musst Du mit nem Polohemd aufgewachsen sein“ Journalist*innen nach ihren Wegen in den Journalismus befragt. Er ist überzeugt, dass mehr Vielfalt in Redaktionen dabei hilft, Vertrauen in die Medien zurückzugewinnen. Das Studium ist oft Voraussetzung für eine journalistische Ausbildung – warum eigentlich? Sein Fazit: Fehlende Netzwerke, die Scheu vor Journalistenschulen und das Fremdsein in Redaktionen – Journalismus funktioniert klassenspezifisch.

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Nicole Thräner arbeitet seit fast drei Jahren bei Arbeiterkind und leitet dort das Berufseinstiegsprogramm. Ihre Lehrerin unterstützte sie nicht bei ihrem Wunsch, auf’s Gymnasium zu gehen. Sie machte ihren ganzen Weg allein, schrieb sich heimlich an der Uni ein und zog es durch. Ihre Botschaft, an alle: Seid stolz, auf das, was ihr bisher geschafft habt!

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44m 32s

Olivier David ist Autor und Journalist. In seinem Buch „Keine Aufstiegsgeschichte – warum Armut psychisch krank macht“ schreibt er von seiner Wut, seinem Scheitern und seinem Weg zur Seite, nicht nach oben. Er setzt einen Kontrapunkt zu den vielen Erfolgsgeschichten und macht klar, wie sehr Armut die Psyche prägt. Noch heute hat er Angst vor offiziellen Briefen und arbeitet sich weg von dem Platz, den die Gesellschaft für ihn vorgesehen hat.